Manche mögens’s mono – Waldumbau und Märkische Kieferndielen aus Monokulturen

Frühling im Buchenmischwald

Die Klimakrise frisst den deutschen Wald auf. Erst die Fichten, aber bei uns im regenarmen Brandenburg auch schon viele Eichen und mittlerweile sind sogar Kiefern betroffen. Sie vertrocknen einfach und sind dann leichte Beute für Schadinsekten wie den Borkenkäfer oder werden Opfer von Baumkrankheiten. Wenn es um die brennende Frage geht, wie retten wir den Wald, kommt fast immer eine Antwort: Waldumbau! Weg von den Monokulturen, den „Forstackern“, hin zu mehr Diversität im Wald. In gut gemischten Wäldern mit vielen Baumarten schützen sich die Bäume viel besser gegenseitig und sind weniger anfällig für Schädlinge.

Mischwälder halten dem Klimawandel besser stand

Was sagen die Leute dazu, die am besten Bescheid wissen, die Förster*innen bei uns im Havelland? Die sagen: drückt uns nicht den Waldumbau als Allheilmittel vorschriftsmäßig von oben auf, sondern lasst uns hier, direkt am Ort entscheiden, was gerade das sinnvollste ist. Gesetz des Örtlichen!

Und dazu bräuchten wir vor allem mehr Fachleute. Die Förster*innen, die nach Jahren der Personalstreichungen übrig blieben, müssen, in viel zu großen Revieren: sich um Staats- oder Landesforsten kümmern, Waldbesitzer beraten, alles im Blick behalten und außerdem viel zu lange und zu oft im Büro sitzen und Berichte, Anträge und weiß Gott noch was schreiben.

Regionale Bäume in globaler Klimakrise?

Und dann der Waldumbau: da gibt es Standorte mit gutem Boden und etwas feuchter, da ist viel möglich. Und dann gibt es Schläge, da hat die letzte Eiszeit bloß Pulver-Sand hinterlassen. Versuchen Sie da mal Buchen hochzuziehen! Aber die anspruchslose Kiefer, die wächst da langsam, langsam zu engringigem Holz von guter Qualität. Tja, und wenn nur eine Baumart an einem Standort überdauern kann, pflanzt man sie dort. In Monokulturen – geht eben nicht anders. Auch wenn manche gut informierte Baumarktbesucher schon sagen: was, Kiefer, die kaufe ich nicht, ist doch aus, igittigitt, Monokultur!

Es gibt auch Baumarten außer der Kiefer, die gut auf sehr trockenen Standorten klarkommen. Doch die sind nicht von hier. Aber ist es nicht in einer globalen Welt mit einer globalen Klimakrise Zeit, sich vom Fetisch der „heimischen Arten“ zu verabschieden? Ich persönlich setze da zum Beispiel Hoffnung auf die Robinie und auf die Roteiche; beide stammen ursprünglich aus Nordamerika.

Förster*innen im Spannungsfeld Wald

Ein Problem unserer Förster ist, dass sie, außer im Staatswald, die Waldbesitzer ledigleich beraten. Ist zum Beispiel mitten in einem Waldstück eine Loch im Bestand entstanden, riete die Försterin, dort punktuell ein paar neue Bäume zu pflanzen. Fragt der Waldbesitzer einen Forstunternehmer, können Sie mir dort 20 Eichenbäumchen setzen, sagt der Unternehmer: also nee, das lohnt sich nicht, lassen Sie uns doch gleich den ganzen Bestand runtermachen und großflächig neu pflanzen. Das nennt man ökonomisch. Im Sinne der Waldökologie ist es nicht. Und schon gar nicht klimawandelgerecht.

Der Wald ist ein Kapitalumschlagplatz, Kosten und Nutzen werden abgewogen und kaum ein Waldbesitzer kann es sich leisten, so kleinteilig zu wirtschaften, wie es ein gut gepflegter Wald erfordert. Entweder er lässt großflächig roden und pflanzen, auch wenn es oft nicht standortgerecht ist. Oder er lässt alte Bäume viel zu lange stehen, weil alte Bäume Wertholz versprechen, obwohl forstlich eine Verjüngung des Bestandes oft viel sinnvoller wäre. Und mehr als ein oder zwei, auch noch möglichst wirtschaftliche, Baumarten auf einen Schlag zu pflanzen, macht nur Umstände, die viele Waldbesitzer umgehen.

Gesunder Waldverstand

Aber ich kenne auch Reviere und Wälder, in denen Försterinnen und Waldeigentümer Hand in Hand mit gesundem Waldverstand kooperieren. Diese Wälder bringen nicht das schnelle Geld. Aber sie sind spannender, artenreicher, bunter und schöner! Und in den letzten Dürresommern hat sich gezeigt: viel widerstandsfähiger.

Unsere Märkischen Kieferndielen kommen aus Monokulturen, ja. Sie wurden vor über 100 Jahren angelegt. Und auch heute noch wird man auf manchem Schlag mit Streusandboden weiterhin nichts anderes machen können als Kiefern (und vielleicht ausländische Bäume) zu pflanzen. Gut, dass es unsere Märkische Kiefer gibt!

Ihr „Dieler“ Erik Heinrich.

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